Das war die Wintertagung

Was wir vom Fachtag Obst-, Gemüse- und Gartenbau mitgenommen haben

Ein Artikel von Polona Globocnik und Manfred Kohlfürst | 03.02.2025 - 15:47

Lücken im Pflanzenschutz

Der Obstbau weist mittlerweile eine lange Liste an Bekämpfungslücken auf – angefangen bei Blattläusen und der Alternaria-Pilzkrankheit beim Apfel bis hin zur Kirschessigfliege bei Strauchbeeren und dem Pfirsich­wickler bei Pfirsichen. Nicht nur, dass wir über wenigere Pflanzenschutzmittel verfügen als unsere Kolleginnen und Kollegen im Ausland – zusätzlich sind Mittel, die in Österreich bei anderen (größeren) Kulturen zugelassen sind, für Sonderkulturen nicht verfügbar. Ein Beispiel dafür ist Fluazinam, das in Österreich für Kartoffeln (ca. 20.000 ha) regulär zugelassen ist, dem aber beim Apfel eine Notfallzulassung aufgrund eines zu hohen Risikos für aquatische Organismen und Säuger verweigert wurde. Ähnliches gilt für Lambda-­Cyhalothrin, das in Österreich auf über einer Million Hektar regulär zugelassen ist. Eine Notfallzulassung für Holunder (ca. 700 ha) wurde jedoch abgelehnt. In Deutschland hat derselbe Wirkstoff eine Notfallzulassung für Strauchbeeren, in Ungarn sogar eine reguläre Zulassung. 

Laut IndustrieGruppe Pflanzenschutz (IGP) könnten bis 2035 rund 40 % der chemisch-synthetischen Wirkstoffe auf EU-Ebene wegfallen, wobei die meisten Neubewertungen in den Jahren 2024, 2025 und 2026 stattfinden werden. Etwas Hoffnung gibt zumindest die Tatsache, dass sich aktuell 70 neue Wirkstoffe in der Bewertung befinden. Von den 70 Wirkstoffen entfallen jedoch 48 auf biologische Produkte. 

Einen weiteren Lichtblick bringt die Ankündigung des neuen EU-Agrarkommissars Christophe Hansen. Dieser überzeugt nicht nur durch seinen Enthusiasmus und praktische Erfahrungen, sondern auch durch seine Entschlossenheit, neben der Entbürokratisierung auch ein Importverbot von Produkten zu verhängen, die Rückstände von in der EU verbotenen Pflanzenschutzmitteln enthalten. Dies ist ein längst überfälliger Schritt, den wir sehr begrüßen würden.

Parallel zum Brief an den Minister haben wir auch die Handelsketten erneut über die Problematik im Bereich Pflanzenschutzmittel informiert. Wir haben angeregt, die Situation in Zukunft bei der Planung, bei Verhandlungen und in der Qualitätskontrolle zu berücksichtigen und gleichzeitig auch seitens des Lebensmitteleinzelhandels (LEH) keine weiteren PSM-Einschränkungen für die heimische Produktion zu verhängen. 

Fachtag Gemüse-, Obst- und Gartenbau der Wintertagung

Ein Highlight der Wintertagung war ein Gastvortrag aus Luxemburg. Der Vortragende, Tom Jungblut, leitet einen Betrieb mit 30 Hektar Gemüseanbau und kauft zusätzlich Gemüse von 12 weiteren Betrieben zu. Alles, was produziert oder zugekauft wird, wird küchenfertig aufbereitet und an öffentliche Einrichtungen geliefert. Besonders interessant war die Information, dass Luxemburg nur 2 % des Eigenbedarfs an Obst und Gemüse selbst deckt. Laut Jungblut liegt dies nicht daran, dass die Luxemburgerinnen und Luxemburger nicht gerne heimisches Obst und Gemüse kaufen würden, sondern an den schwierigen Produktionsbedingungen. Knappe Bodenverfügbarkeit, konkurrierende Interessen und fehlender Zugang zu Wasser erschweren den Anbau erheblich. Obst und Gemüse werden in Luxemburg trotz Wasserverfügbarkeit aufgrund von bürokratisch unmöglichem Zugang zu Wasser kaum bewässert. Das hat sich in den letzten Jahren stark auf die Produktionsmengen ausgewirkt. Jungblut präsentierte am Ende seines Vortrags eine Initiative, wie es dennoch gelingt, regionale Produkte zu einem angemessenen Preis an öffentliche Einrichtungen zu liefern. Dazu braucht es eine enge Abstimmung zwischen Produktion und Verbraucherinnen und Verbrauchern – in diesem Fall öffentlichen Einrichtungen – sowie geeignete Rahmenbedingungen, die trotz EU-Vorgaben die Bevorzugung regionaler Produkte ermöglichen. Dieses Beispiel ist für uns äußerst interessant und könnte eine wertvolle Inspiration für ähnliche Projekte in ­Österreich sein.

Unser Fazit 

Die Herausforderungen in der Landwirtschaft sind in den Mitgliedsstaaten unterschiedlich, und auch im Ausland ist die Produktion nicht immer einfacher als bei uns. Der intensive Austausch mit den Branchenvertretern der Mitgliedsstaaten wird auch im aktuellen Jahr seine Fortsetzung finden, um auch auf EU-Ebene mögliche Verbesserungspotenziale zu heben.