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Kurt Weinberger analysiert die Auswirkungen des Klimawandels auf die Landwirtschaft vor Obstbauern. © K. Böck/LK Tirol

Die Welt friert, brennt und ertrinkt zugleich

Ein Artikel von Redaktion | 10.04.2025 - 10:51

Die Kernaufgabe der Landwirtschaft ist es, so Kurt Weinberger von der Österreichischen Hagelversicherung, das Grundbedürfnis nach Nahrung zu erfüllen, was eine extrem sinnstiftende Tätigkeit wäre. 97% haben die Abdeckung dieses Grundbedürfnisses an 3% der Bevölkerung delegiert, die dabei aber unterstützt werden muss. 

Jedenfalls wachsen die Herausforderungen mit dem Klimawandel: Früherer Vegetationsbeginn, Spätfröste, Zunahme von Hitzetagen, Dürren, Starkregenereignisse, Überschwemmungen, Verlagerung der Niederschläge in den Winter, generelle Abhängigkeit vom Wetter bezüglich des Einkommens 

Unter anderem auch wegen des Klimawandels sinkt die Ernährungssicherheit bzw. der Versorgungsgrad mit landwirtschaftlichen Produkten in Österreich und wird in Zukunft noch weiter sinken (Berechnungen BEAT-Modell der AGES). Um die Erderwärmung auf unter 2°C zu beschränken, wurde das Pariser Abkommen 2015 unterzeichnet, dessen Umsetzung in der EU durch den Green Deal erfolgen soll. Mit Maßnahmen wie der besseren Nutzung der Photosynthese durch den Erhalt von Naturraum, der Erhaltung des Bodens als Wasser- und CO2-Speicher, dem Umstieg auf erneuerbare Energien und dem Bauen mit Holz (CO2-Bindung) soll zumindest ein CO2-neutrales Wirtschaften erreicht werden.

Verlust der Ackerfläche 

Ein weiteres Problem besonders in Österreich ist der Verlust von Agrarfläche durch Verbauung. Seit 2000 wurden 130.000ha verbaut, was der Ackerfläche des Burgenlands entspricht. In Österreich gibt es auch die höchste Anzahl an Supermärkten pro Kopf (60 pro 100.000 Einwohnern, in D 40, in F 27, in I 30, in SK 26 etc.) und einen Höchststand an leerstehenden Gewerbe-, Wohn- und Industrieimmobilien (400.000.000m2, was der Größe von Wien entspricht). Durch die Versiegelung des Bodens haben Überschwemmungen gröbere Auswirkungen, es entstehen Hitzeinseln, die Biodiversität sinkt, es gibt negative Auswirkungen auf Arbeitsplätze und den Tourismus und letztendlich sinkt der Selbstversorgungsgrad mit Lebensmitteln (2024 bei Getreide 88%, Gemüse 58%, Obst 45%, Soja 34%). 

Außerdem braucht jeder Europäer zur Versorgung mit Lebensmitteln 3.100 m2 Ackerfläche, in Österreich stehen aber nur 1.635m2 Ackerfläche pro Kopf zur Verfügung. Jede Person nimmt daher anderswo 1.465m2 Ackerfläche in Anspruch. Somit wird die Erzeugung von Lebensmitteln ausgelagert. Weinberger setzt sich deshalb für ein Umdenken ein, für Maßnahmen für die regionale Landwirtschaft und eine Veränderung von CO2-relevantem Verhalten (z.B. Verkehr etc.). 

Rückstandsanalytik bei Lebensmittelkontrollen

Einen Einblick in die Rückstandsanalytik mit dem Fokus Obstbau im nationalen Referenzlabor der AGES gab Hermann Unterluggauer vom Institut für Lebensmittelsicherheit Innsbruck. In Österreich gibt es sechs AGES-Standorte mit unterschiedlichen Geschäftsfeldern (Ernährungssicherung, Lebensmittelsicherheit, Tiergesundheit, öffentliche Gesundheit, Medizinmarktaufsicht und Strahlenschutz). 

Der Standort Innsbruck legt den Schwerpunkt auf pflanzliche Lebensmitteln. Im Zuge der amtlichen Lebensmittelkontrollen werden die Proben auf 750 Wirkstoffe untersucht. Dazu gibt es Monitoring-Programme als EU-Vorgaben: A-918 Nationales Kontrollprogramm Pestizide; A-901 Mehrjähriges EU-Pestizidkontrollprogramm; A-900 Nationales Rück­standskontrollprogramm (Eier, Honig, Milch); Importkontrollen; Bio-Import-Monitoring VO 1235/2008; Planproben und Verdachtsproben; Die Daten werden von der EFSA dazu verwendet, das Gefährdungspotenzial für die europäischen Konsumenten abzuschätzen und Maßnahmen zu ergreifen. Bei Marillen wurden beispielsweise 2024 80 inländische Proben genommen, Beanstandungen gab es keine. Aus der EU wurden 39 Proben untersucht mit einer Beanstandung.