Die Welt der Edelbrände wird immer vielfältiger. Heimische, bäuerliche Direktvermarkter holen das Beste aus jeder Frucht heraus und bringen es in seine edelste Form. Jede Frucht und jedes Korn verlangt nach dem eigenen Brenn- und Maischeverfahren. Im Zertifikatslehrgang "Edelbrandsommelier" des Ländlichen Fortbildungsinstituts (LFI) werden die oberösterreichischen Spitzenproduzenten ausgebildet. Vor Kurzem haben wieder 20 Teilnehmer die Ausbildung abgeschlossen. Sie sind nun Experten in der Kunst der Edelbrand-Herstellung und -Bewertung.
In Oberösterreich gibt es 469 bäuerliche Direktvermarkter, die Edelbrände verkaufen, und der Trend geht immer mehr in Richtung qualitativ hochwertiger Produkte. Bei den Direktvermarktern gibt es spezielle Spirituosen wie Vogelbeerbrand, Dirndlbrand, zunehmend aber auch Spezialitäten wie Whisky, Wodka, Gin, Weinbrand oder Tresterbrände. Auch bei den Likören gibt es eine Vielfalt an Spezialitäten wie Heidelbeer-, Kirsch-, Enzian- oder auch Johannisbeerlikör.
Es gibt kaum ein Genussmittel, das so vielschichtig ist wie die Destillate: Weltweit reicht die Bandbreite von Rum über Reisschnaps, Tequila bis hin zu Büffelgraswodka und verschiedenen Gins oder den traditionellen heimischen Produkten wie Roggenbrand und verschiedensten Obstbränden aus Streuobstwiesen. „In der Ausbildung zum Edelbrandsommelier hatten wir die Möglichkeit, mit fachkundiger Begleitung in die Welt der Spirituosen einzutauchen und lernten, die unterschiedlichen Qualitäten zu beurteilen“, erläutert Angelika Gruber von der Brennerei Hauder aus Niederwaldkirchen. Sie ist die Letzte ihrer vierköpfigen Familie, die die Ausbildung gemacht hat.
7 kg Birnen stecken in einer 0,35 l-Flasche Williamsbrand
Bis vor einigen Jahrzehnten galt der Grundsatz, möglichst viel Alkohol aus der Maische zu gewinnen, worunter die Qualität der Destillate litt. Moderne Schnapsbrenner widmen sich ihren Produkten mit großer Leidenschaft. Besonders die Wahl der Früchte für die Maische ist ausschlaggebend für den Geschmack der Brände. Schließlich stecken bis zu 100 kg Obst in 5–10 l reinem Alkohol oder anders ausgedrückt 7 kg Birnen in einer 0,35 l-Flasche Williamsbrand. „Die Kunst des Schnapsbrennens liegt darin, die Qualität der Frucht, die Landschaft und die Region mit allen Facetten widerzuspiegeln. Die Sorgfalt bei der Auswahl der Rohstoffe und in der Herstellung schmeckt man beim Produkt“, ist Franz Reisecker, Präsident der LK Oberösterreich, überzeugt.
Aushängeschilder der OÖ Edelbrand-Kultur
Unangefochtener Pionier bei der Herstellung von hochqualitativen Edelbränden in Oberösterreich ist Hans Reisetbauer aus Kirchberg-Thening (www.reisetbauer.at). Seine eleganten Fruchtschnäpse haben in der Topgastronomie längst ihren fixen Platz gefunden. Eines der Aushängeschilder der neuen Edelbrand-Kultur ist Peter Affenzeller mit seinem "Fine Austrian Whisky" (www.peter-affenzeller.at). Ein Besuch auf seinem Betrieb ist für die angehenden Edelbrand-Sommeliers ein Höhepunkt in der Ausbildung. Mit seinen Whisky-Produkten und der in Alberndorf errichteten Erlebniswelt hat er sich einen festen Platz im oberösterreichischen Edelbrand-Segment erobert.
Weitere Beispiele für bäuerliche Top-Edelbrenner sind Marianne und Albert Gruber mit ihrer Brennerei Hauder (www.hauderkorn.at) in Niederwaldkirchen, Bezirk Rohrbach, oder Florian Prückl mit der Brennerei Dambachler in Gutau (www.dambachler.at), Bezirk Freistadt. Beide stellen Obstbrände her, bei Hauder gibt es auch Getreidebrände, in der Brennerei Dambachler zahlreiche Fruchtliköre, Bio-Gin und Bio-Whisky.
Als einzige Frau in der oberösterreichischen Edelbrand-Szene konnte sich Rosi Huber aus Weyregg am Attersee, Bezirk Vöcklabruck, etablieren. Bekannt ist sie als "D'Brennerin" (www.brennerin.at).
Ausbildung richtet sich auch an Gastronomen!
Mit der Ausbildung zum Edelbrandsommelier richtet sich das LFI nicht nur an Landwirte, sondern auch an Wirte und die Gastronomie. Diesmal nahmen drei Wirte am Kurs teil, sie sind nun Botschafter für österreichische Qualitäts-Edelbrände in ihren Restaurants.
Spezielles Siegel der OÖ Edelbrandsommeliers für besonders geprüfte Qualität
„Damit wollen wir Spitzenproduzenten vor den Vorhang holen und das Qualitätsbewusstsein der Konsumenten noch weiter schärfen, die damit die geprüfte Qualität mit einem Blick erkennen können", betont Reisecker. Die Kunden finden die mit dem "Edelbrand Sommeliers OÖ"-Siegel ausgezeichneten Erzeuger im Internet unter www.edelbrand-ooe.at. "Wenn die Qualität stimmt, dann sind die Konsumenten gern bereit, ein paar Euro mehr für ihren Edelbrand-Genuss auszugeben. Am besten kann man sich von der Qualität direkt bei den Produzenten überzeugen. Diese geben gerne Auskunft über die Herkunft der Früchte oder den Produktionsprozess", so Reisecker.