Der prämierte oberösterreichische Jungmost, ein klassischer Apfel-Birnen-Most, im Volksmund auch „Mischling“ genannt, besticht Mostkenner durch sein fruchtiges, spritziges und erfrischendes junges Aroma – weit weg von den Mostqualitäten aus vergangenen Tagen. „Viel Sonne und Wärme für die jedoch wenigen Äpfel und Birnen lassen uns einen frisch-fruchtigen Jahrgang erwarten. Gleich wie beim Wein, gibt die Obstweinverordnung seit 2014 den Konsumentinnen und Konsumenten die Sicherheit, kontrollierte und stabile Qualität genießen zu können. Diese Qualität ist am Gütesiegel sowie der Prüfnummer am Etikett zu erkennen“, erläutert Rosemarie Ferstl, Vizepräsidentin der Landwirtschaftskammer Oberösterreich.
Ein herausforderndes Mostjahr 2023
Ein kalter, nasser Frühling bot vor allem den Birnen keine idealen Startbedingungen. In Lagen mit später Blüte konnten aber auch die Birnen ihr Ertragspotential ausschöpfen. Der Sommer gestaltete sich kleinräumig sehr unterschiedlich. Von großen Mengen Niederschlag bis hin zu langen Trockenperioden war alles enthalten. Ein durchwachsener Sommer fand in einem sonnenreichen, überdurchschnittlich warmen Herbst seinen Ausklang. Dies ließ die Zuckerwerte vor allem bei den Mostbirnen auf Höchstwerte ansteigen. Die hohen Temperaturen bei der Verarbeitung stellten die Mostbäuerinnen und -bauern wieder einmal vor eine Herausforderung, mit der sie aber durch rasches Arbeiten und höchste Hygienestandards umzugehen wissen. Wir freuen uns auf gehaltvolle, fruchtige Moste, die vor allem bei den späteren Birnensorten einen besonderen Jahrgang hervorbringen.
Die Top-Betriebe unter den Mostproduzenten
Jungmostproduzentinnen und -produzenten sind die Crème de la Crème unter den mostproduzierenden Betrieben und erfüllen hohe Anforderungen an die Qualitätsmostproduktion. Zehn dieser Mostproduzentinnen und -produzenten haben heuer für zehn Jungmoste die staatliche Prüfnummer erlangt.
Ausgezeichnete Betriebe 2023:
- Elisabeth und Klaus Bauernfeind – Köglerhof, Am Großamberg 7, Gramastetten
- Tanja und Josef Deisinger – Deisinger-Hof, Ruhstetten 99, Katsdorf
- Familie Fischer – Mostkellerei Fischer, Neukirchendorf 12, Kopfing
- Horst Hubmer, Firlingerhof, Rexham 27, Scharten
- Familie Lackner – Die Hofkellerei Lackner, Mursberg 27, Walding
- Ursula & Manuel Mistlbacher – Humer z´Reith, Limesstraße 34, Leonding
- Obstgut St. Isidor, St. Isidor 10, Leonding
- Stefan Reiter – Naturhof Reiter, Überhülling 3, Laakirchen
- Gerald und Silvia Rohrhuber – Mostschänke Rohrhuber, Mostweg 2, Wilhering
- Wolfgang Schober & Maria Hopfner – Schobers Naturprodukte, Linzer Straße 17, Naarn
Staatliche Prüfung in der Bundesanstalt Klosterneuburg
Die Prüfung der Moste wurde nach strengen Qualitätsauflagen an der HBLA und Bundesamt für Wein- und Obstbau in Klosterneuburg durchgeführt. „Dank der Qualitätsoffensive der Mostproduzentinnen und -produzenten, geleitet und begleitet von der Landwirtschaftskammer OÖ, ist es in den letzten Jahren gelungen, den Qualitätsmost als ein Aushängeschild der oberösterreichischen Mostkultur zu etablieren. Garantierte Qualität mit staatlicher Prüfnummer ist die beste Basis für innovative Mostproduzenten“, erläutert Professor Dr. Manfred Gössinger, Leiter der Abteilung Obstverarbeitung der HBLA und Bundesamt für Wein- und Obstbau Klosterneuburg.
Für alle, die den fruchtigen, prämierten Jungmost zu Hause genießen möchten, gibt es diesen ab 11. November bei allen „prämierten oö Jungmostproduzentinnen und -produzenten“ direkt ab Hof oder in deren Most-Buschenschänken. Eine detaillierte Auflistung der Betriebe ist in der Broschüre hier zum Download zu finden Broschüre_Ausgezeichnete_Jungmostbetriebe_2023
Qualitätsmostproduktion heute
Wie Qualitätsmost heute hergestellt wird, erklärt Johann Steiner, Berater für Mostproduktion in der Landwirtschaftskammer OÖ: „Bei der Herstellung von Qualitätsmost steht die Auswahl des Rohstoffes an erster Stelle. Nur vollreife, gesunde Früchte kommen dafür in Frage. Diese werden meist von Hand geerntet und schadhafte und minderwertige Früchte werden ausgeschieden.“
Der nächste Schritt ist das intensive Reinigen und Sortieren der Äpfel und Birnen. Bei diesem Schritt wird das Obst von anhaftendem Schmutz, Bakterien und Mikroorganismen befreit. Danach wird das Obst vermahlen und gepresst. Beim Vermahlen werden die Zellwände aufgerissen und das Abfließen des Saftes aus der Maische wird ermöglicht. Dabei wird darauf geachtet, keine Stiele und Kerne zu beschädigen. Im Anschluss gelangt die Maische in die Presse. Bei vollreifem Obst fließt der Saft gut ab und es ist ein sehr schonender Pressvorgang möglich.“
Im Anschluss wird der Saft mit pektolytischem Enzym versetzt, um das enthaltene Pektin abzubauen. Das ermöglicht eine gute Klärung des Saftes und damit eine ruhige Gärung. Der Presssaft wird dann auf Säure und Zuckergehalt kontrolliert. Vor allem ein idealer Säuregehalt zwischen sechs und neun Promille ist für die Harmonie und Stabilität des Produktes von Bedeutung. Dieser kann durch gezielten Verschnitt von Äpfeln und Birnen erreicht werden. Die Zugabe von Bentonit verhindert eine spätere Trübung durch Eiweiß. Im Anschluss wird der Presssaft sechs bis zwölf Stunden stehen gelassen und die Trubstoffe setzen sich am Behälterboden ab. Danach wird der blanke Saft vom Trub abgezogen und kommt in den Gärbehälter. Dort wird er mit einer ausgewählten Reinzuchthefe versetzt und startet bei 16 bis 18° C zügig in die Gärung. Im Anschluss an die Gärung wird der Most vom Geläger abgezogen und darf im Tank reifen. Nach abgeschlossenem Ausbau wird der Most filtriert und abgefüllt.
Quelle: LK OÖ